Eine Woche voller Schmerz
Eine Woche ist es her, seitdem wir unsere Lou verloren haben. Unser Leben ist nicht mehr das, was es mal war. Wir sind gebrochen. Ich kann mich nicht aufraffen daheim oder für meinen Mann und mich irgendwas zu tun. Putzen, Kochen, Essen, Trinken, Schlafen – alles unmöglich und unwichtig. Das Atmen fällt mir schwer, weil ein riesiger Felsen auf meiner Brust liegt. Kennt ihr das gefühlt? Gassi gehen wir und mich zerreißt es, wenn ich meine Hunde sehe. Sie kleben an mir. Sie wollen nicht rennen. Sie wollen nicht schnüffeln. Sie spielen nicht. Draußen liegt Schnee und sie wollen sich nicht darin wälzen. Sie ignorieren draußen alles und das ist nicht „hundisch“! Ich schlafe, oder besser gesagt schlafe, wenn überhaupt, beschissen, im Wohnzimmer auf dem Sofa und meine 6 goldene Herzen schlafen bei mir. Sie kleben an uns noch mehr als gewöhnlich und lassen uns nicht aus den Augen. Wenn ich weinen muss, verstecke ich mich vor ihnen. Sie sind eh traurig, verwirrt und total neben der Kappe und ich will nicht, dass sie durch mich noch trauriger werden und sie sich noch mehr Sorgen, als sie eh schon haben, machen. Sie sind ruhig. Zu ruhig!
Joe leidet am meisten. Mein fröhlicher, lieber Junge suchte seine liebste Lou überall und er hält immer noch Ausschau nach seiner besten Freundin. Sonntag, Montag und Dienstag wollte er gegen 4:00 Uhr nach draußen. Die Mädels blieben im Wohnzimmer. Joe schnappte sich Lous kaputter Fußball und hüpfte jeden Morgen, wie ein Zicklein durch den Garten, mit Lous Ball im Maul. Keine Lou kam zum Spielen. Er ließ den Ball liegen, lief hinein und legte sich ins Bettchen. Am Sonntag dachte ich, dass er mit Louli spielt. Wirklich! Es hat wirklich, wirklich so ausgeschaut! Kam sie noch mal nach Hause, um sich von ihrem Heim und ihrem Joe zu verabschieden? Am Mittwoch wollte mein Junge zwar wieder so früh aus dem Haus, lief aber nur zwei Schritte hinter der Türe, schaute sich den kaputten Ball, den er einen Tag davor vor dem Gartentor fallen gelassen hatte, an, lief wieder hinein, legte sich hin und schloss seine Augen. Jeder Hund hat diesen kaputten Ball, der Loulis Lieblingsspielzeug war, liegen gelassen. Nun habe ich diesen Ball aufgeräumt. Ich werde ihn nächstes Jahr, wenn wir wieder in den Karpaten fahren, mitnehmen. Louli, die das Haus, das Grundstück, den Pool und den kleinen Fluss dort geliebt hat, werde ich auch mitnehmen. Lou ist seit Mittwoch wieder daheim. Mein Mann hat sie abgeholt. Ich wollte nicht, dass sie ewig und drei Tage wegbleibt, also haben wir mehr bezahlt, damit sie schnell wieder bei uns ist.
Seitdem wir uns von Louli verabschiedet haben, schneit es fast in einer Tour. Eine Freundin schrieb mir diesen Satz: „Sie tobt auch im Himmel über die Wolken wie ein Wirbelwind und deswegen schneit und stürmt es“. Das will ich mir vorstellen und ich will es glauben!
Lou hat ein großer Teil von uns mitgenommen. Lou hat jede Sekunde ihres kurzen Lebens in vollen Zügen genossen und ausgekostet. Sie war immer fröhlich und gut gelaunt. Sie hat Leben in die Bude gebracht, hat gute Laune verbreitet, hat getröstet, wenn sie spürte, dass man getröstet werden muss und hat natürlich auch Blödsinn gemacht. Ich wünschte mir, sie würde jetzt meine Brille vom Tisch stehlen und diese kaputt machen.
Vielleicht wusste Lou, dass sie nur eine sehr kurze Zeit bei uns bleiben werden dürfen wird und darum hat sie ihr kurzes Hundeleben richtig, richtig gelebt.
Hätte ich auf diese Ärztin aus Dinkelsbühl nicht gehört und ihrer total daneben Ferndiagnose geglaubt, hätte die Nürnberger Klinik keine OP, mehr Ärzte im Einsatz oder abrufbereit, gehabt, oder eine Art Triage betrieben, wäre meine Lou noch hier. Es ist leider so, dass man am Wochenende/Feiertage/nachts, mit einem kranken Tier allein gelassen wird. Unmögliche Zustände bei uns!
Ich habe die Klinik in Dinkelsbühl zwei Mal angerufen. Ich wurde von zwei Fachangestellten beschuldigt, dass ich der Frau Doktor nicht alle Symptome geschildert habe. Die erste Frau sagte, dass ich der Frau Doktor Lous befinden nicht richtig geschildert habe. Die Zweite sagte, nachdem ich ihr schmerzerfüllt und auch wütend gesagt habe, dass Lous KEINNOTFALL von vor 12 Stunden einen Zwerchfellriss war und, dass meine Kleine in Nürnberg gerade erlöst wurde, dass ich der Frau Doktor nicht erzählt hätte, dass Lou Schnappatmung hatte. Schnappatmung hatte sie nicht mal in Nürnberg. DIESE SÄTZE GEHÖREN AUCH ZU DEN STANDARDSÄTZEN DIESER KLINIK! Wenn die Symptome eines Zwerchfellriss in den Büchern so beschrieben wird, bedeutet das, dass jeder Mensch und jedes Tier, dieses Symptom haben muss? Gewiss nicht!
Ich habe der Geschäftsleitung der Klinik aus Dinkelbühl geschrieben, weil ich weiß, dass die Chefs nicht immer alles, was sie eigentlich mitbekommen müssten, auch mitbekommen. In einem Krankenhaus oder eine Firma läuft es auch nicht anders. Der Chef erfährt alles zum Schluss. Habe ich Ehrlichkeit, Anstand und Reue erwartet? Irgendwie schon! Was bekam ich? Noch einen Schock! Die Anteilnahme des Geschäftsführers scheint mir ehrlich zu sein und dafür bedanke ich mich hier. Erst bedankt sich der Geschäftsleiter für meine offenen Worte und sagt, dass er ein wenig Zeit gebraucht hat, um den Sachverhalt zu untersuchen. Ich wünschte, er hätte tiefer gegraben!
Für ein Tierarzt ist es schwer, NUR auf Grund der Schilderungen des Tierbesitzers, zu erkennen, ob es sich um einen Notfall handelt. Nun möglicherweise hat er recht, aber meine Schilderungen und Lous Symptomatik wurden von mir zu 100% genau beschrieben. Ich habe in der Chirurgie und in dem OP-Saal gearbeitet und weiß genau, was ein Symptom ist und wie ich ihn beschreiben muss. Dazu kommt, dass ich meine Hunde sehr gut beobachte und ich sie sehr gut kenne. Aber nehmen wir mal an, dass ich dieser frau Doktor die Dringlichkeit der Situation nicht klar genug machen konnte. Ich frage mich wie sie dann dazu kam – OHNE SIE ZU KENNEN – meiner Lou 2 Ferndiagnosen zu stellen. Wenn ein Tierarzt, durchs Telefon nicht erkennen kann, ob es sich um einen Notfall handelt oder nicht, wie kam diese Ärztin dazu mich dazu zu bringen Lou noch eine Schmerztablette (500 mg Novalgin) zu geben? („Geben Sie ihr noch eine Tablette. Eine Tablette Novalgin reicht für 29.6 kg nicht und morgen gehen Sie mit Ihrer Hündin zu Ihrer Tierärztin.“)? Wenn der Besitzer sagt „Ich glaube, sie hat irgendwo Schmerzen“, wenn der Besitzer ein Fremdkörper-Verdacht äußert, müssen bei einem Tierarzt die Alarmglocken nicht läuten? Ein guter Arzt würde in so einem Fall, niemals ein Schmerzmittel verabreichen, oder telefonisch indizieren. Ein akutes Abdomen betäubt man nicht! Diese Ärztin hätte aber Lou sogar ein Opiat gespritzt. Schade, dass ich nicht nach dem Namen des Medikaments gefragt habe. Geröntgt hätte sie nicht, weil sie keine Notwendigkeit dafür sah – und das OHNE, dass sie meine Hündin GESEHEN oder ANGEFASST hat!!!-. Das Röntgen würde mich nur unnötig Geld kosten. Mir ist noch nie passiert, dass irgendjemand sich um mein Geld Sorgen macht. Wahrscheinlich wollte sich mich durch diese Aussage von einem Tierarztbesuch in der Nacht abbringen. Nun, Geld ist nicht alles auf dieser Welt, liebe Frau Doktor!
Das Team der Klinik beendet jedes Gespräch mit einem Standardsatz: „Wir sind vor Ort und wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Tier medizinische Hilfe braucht, können Sie jederzeit kommen“ und dieser Satz habe ich wohl am Telefon zum Hören gekriegt. Diesen Standardsatz las ich in der Mail der Geschäftsleitung fürs erste Mal und gehört habe ich den zu 100% noch nie. Die Entscheidung lag also bei mir: lege ich mich schlafen und lasse Lou leiden, oder fahre ich in die Klinik. Die Klinik nimmt wahrscheinlich an, dass ich mich hingelegt habe. Ich habe kein Auge zugetan. Habe Lou angeleint und die Leine um meine Hand gewickelt, damit ich sie spüre, wenn ich doch mal einnicken sollte. Benebelt wie sie war, hat sie bis 3:30 Uhr geschlafen und nachdem sie gespuckt hatte, hatte sie sich aufs Sofa zu ihrer Mama und Lizzy hingelegt und wollte weiterschlafen.
Wer mich kennt, weiß, dass ich kein Lügner bin und, dass ich nichts verschönere, weil ich das einfach nicht kann. Wenn ich Fehler mache, gebe ich sie zu und das, ohne an die Konsequenzen zu denken. Mir fehlt an Diplomatie und bin oft auf die Schnauze gefallen, weil ich das sage, was ich denke. Ich weiß auch, dass Lügen kurze Beine haben!
Ich werde hier aber als eine Lügnerin und eine verantwortungslose Tierbesitzerin dargestellt. Mir wurde angeboten in die Klinik zu fahren und ich habe das Angebot abgelehnt. Unfassbar! Die WAHRHEIT ist, dass ich am Telefon 13 Minuten lang abgefertigt wurde. Ich wurde nicht ernst genommen und meine Hündin und ihre Schmerzen wurden ignoriert. Fakt ist, dass ich zwei verschiedene Diagnosen zu hören bekommen habe. Wenn’s nicht das ist, dann ist es eben das. Bei mir hätten die Alarmglocken auch läuten sollen! Zwei verschiedene Diagnosen, die zwei verschiedene Körperteile betrafen und das innerhalb ein paar Minuten. Ich hatte Vertrauen, war gutgläubig und dumm. Ich hätte diese Wasserrute – Geschichte nicht glauben sollen. Meine Hunde hatten sowas noch nie und ich habe seit 15 Jahren Hunde. Woher soll ich wissen, was eine Wasserrutte ist und wie sich ein Hund in so einem Fall verhält, also glaubte ich der Tierärztin das Märchen und das war falsch. Ich werde mir nie verzeihen, dass ich ihr diese Rute-Geschichte geglaubt habe! NIE! Hat der Hund dieser Tierärztin eine Wasserrute oder nicht? Auf diese Frage bekam ich keine Antwort. Wie soll ich sonst bitte schön auf eine Wasserrute gekommen sein?
Wir sind nicht die Einzigen, die von einem Nottierarzt am Telefon abgefertigt wurden. Ich habe viele Mails und Nachrichten von anderen Tierbesitzern, die ihre Tiere auch so verloren haben, bekommen. Sie leiden sogar nach Jahren immer noch und sie wissen nicht, ob dieser Schmerz jemals vorbei gehen wird. Alle geben sich die Schuld für das, was geschehen ist: „Ich hätte woanders anrufen sollen“, „Ich hätte woanders fahren sollen.“ Ich hätte an der Tür der Klinik lauter klingeln und klopfen sollen.“ Usw. Sie alle wurden beschuldigt, dass sie die Symptome ihrer Tiere nicht richtig geschildert haben. Der Besitzer ist immer schuld. Ist das bei uns Standard? Wir sind für unsere Tiere verantwortlich und wir treffen die Entscheidungen. Das ist wahr. Manchmal werden wir aber von der richtigen Entscheidung von einem sozusagen „Gott im Weiß“, der uns die falsche Entscheidung suggeriert, abgelenkt und abgebracht. Umsonst rufen nur die Wenigsten den Notdienst an! Wir wissen selber, dass wir eine Mitschuld tragen, und wir werden uns nie verzeihen, dass wir für unsere geliebte Tiere die falsche Entscheidung getroffen haben, aber wir wissen auch, dass wir keine Veterinärmedizin studiert haben und, dass NICHT die Besitzer die Tiere untersuchen müssen! Eine Notfallstelle muss eine Notfallstelle sein und nicht nur eine telefonische Abfertigung. Das sollte auch jeder wissen.
Menschen machen Fehler! Tierärzte machen Fehler! Ich hätte mir gewünscht, dass diese Ärztin Reue zeigt, dass sie sich ehrlich entschuldigt, dass sie die Wahrheit sagt, dass sie ihren Fehler zugibt, und sie hätte das alles, von mir aus, ohne Zeugen tun können. Ich wäre dafür sogar in die Klinik gefahren. Verzeihen kann ich ihr nicht, aber ich hätte wenigstens gewusst, dass sie aus ihrem Fehler gelernt hat, oder lernen will. Mein Wunsch bleibt unerfüllt.
Die Geschäftsleitung kann meine Anschuldigungen nicht nachvollziehen, denn mir wurde angeboten in die Klinik zu fahren und ich nun mal nicht dahin wollte. Die Fachangestellte und die Tierärztin haben diese Aussage gemacht. Unfassbar!
Sie bitten mich höfflich solche Anschuldigungen zu unterlassen und meine Google-Rezension plus meine Beiträge zu löschen. Also soll ich alles unter den Teppich kehren und alle lebten glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer Tage oder bis das nächste Unglück passiert. Ich soll also die schlimmste Erfahrung meines Lebens nicht weitergeben, muss aber akzeptieren, dass ich – durch die Blume gesagt – eine Lügnerin und eine verantwortungslose Tierhalterin bin. Unglaublich!
Die Geschäftsleitung schützt sein Team. Ich verstehe das vollkommen. Die Geschäftsleitung muss aber auch verstehen, dass ich mein Baby schützen wollte, mir aber von seinem Team Felsen in den Weg gelegt wurden. Das Team verliert vielleicht noch ein wenig von seinem Image, ich habe aber eine SEELE verloren und diese freie, liebe, schöne Seele kann mir keiner zurückgeben.
Traurige 1. Adventsgrüße